Covestro – neue Konzernstruktur soll zu massivem Abbau von Arbeitsplätzen führen

Covestro – neue Konzernstruktur soll zu massivem Abbau von Arbeitsplätzen führen

Die angestrebte strategische Neuausrichtung und der damit verbundene Konzernumbau soll bei dem Leverkusener Kunststoffhersteller Covestro innerhalb der nächsten zwei Jahre zu einem weiteren Stellenabbau führen. Die Rede ist von insgesamt 1700 Arbeitsplätzen, die weltweit wegfallen könnten. Viele davon befinden sich auch an den deutschen Standorten des Konzerns.

Auf eine genaue Anzahl der betroffenen Stellen wollte sich die Sprecherin von Covestro zwar nicht festlegen, betonte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben und stattdessen nach sozialverträglichen Lösungen gesucht werde.

Ehrgeizige Ambitionen hin zum „grünen“ Kunststoffproduzenten

Der Leverkusener Kunststoffhersteller plant bis Ende 2023 eine völlig neue strategische Ausrichtung. Damit ist auch ein kompletter Umbau der Konzernstruktur verbunden. Covestro will sich mit seinen ehrgeizigen Plänen zu einem chemischen Kreislaufunternehmen wandeln und zukünftig zur Produktion Rohstoffe aus erneuerbaren Quellen nutzen und wiederverwertbare Werkstoffe produzieren.

Covestro will deshalb mittel- bis langfristig bei der Produktion auf fossile Rohstoffe wie etwa Gas und Öl völlig verzichten und die komplette Produktion auf grüne Energieträger umstellen. Erweitert werden soll der strukturelle Umbau durch entsprechende Recycling-Programme.

Der angestrebte Wandel ist natürlich nicht innerhalb weniger Jahre zu bewerkstelligen. Die Pläne des Unternehmens werden stattdessen über Jahrzehnte hinweg realisiert werden müssen.

Derzeit basiert rund 90 Prozent der Kunststoffherstellung bei Covestro auf Öl. Die Fertigungsanlagen müssen daher laufend optimiert und die Kosten gesenkt werden.

Zum strukturellen Wandel kommt zudem die fortlaufende Digitalisierung hinzu. Auch hier muss Covestro noch kräftig umstrukturieren und Prozesse und Arbeitsabläufe entsprechend anpassen.

Überraschung und Unruhe bei der Belegschaft

Die im Raum stehende Zahl von 1700 wegfallenden Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2023 hat die Belegschaft des Konzernes entsprechend in Unruhe versetzt. Zwar betonte die Konzernsprecherin, dass es sich dabei lediglich um einen internen Schätzwert handele, doch würde ein Abbau von 1700 Stellen rund 10 Prozent der gesamten Belegschaft betreffen. Rund 950 Stellen würden allein auf die deutschen Standorte entfallen.

Covestro profitiert derzeit von Sonderkonjunktur

Hinzu kommt ein für die betroffene Belegschaft eher unpassender Moment der Bekanntgabe der Konzernpläne.

Covestro rechnet für das laufende Jahr 2021 mit einem bereinigten Gewinn von rund 3,1 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem doppelten Gewinn von 2020. Der Kunststoffhersteller profitiert derzeit kräftig vom Boom im Kunststoffgeschäft. Hinzu kommt eine angespannte Lage bei vielen Konkurrenten. Durch das beschränkte Angebot sind die Preise für die beiden Hauptprodukte des Konzerns – Polycarbonat und Polyurethan – kräftig angestiegen und Covestro ist derzeit einer der wenigen Profiteure der Marktsituation.

Börse reagiert zurückhaltend

Die Covestro Aktie gehört weiterhin zu den stärkeren DAX-Werten und konnte seit Jahresbeginn einen Kursgewinn von etwa 13 Prozent verbuchen. Nach Bekanntwerden des geplanten Stellenabbaus reagierte die Börse zurückhaltend und das Papier lag am Freitag zum Handelsschluss noch knapp im Plus.



NEWSLETTER ABONNIEREN!

JETZT KOSTENFREI ANMELDEN!