Evergrande schon bald zahlungsunfähig?

Evergrande schon bald zahlungsunfähig?

Schon seit Monaten befindet sich der chinesische Immobilienkonzern Evergrande in einer tiefen Krise und belastet damit den gesamten chinesischen Immobilienmarkt und schon bald möglicherweise die gesamte Weltwirtschaft. 

Nun scheint sich die Lage weiter zugespitzt zu haben, denn der Immobilien-Riese kann erstmals bei Offshore-Gläubigern seine Schulden nicht mehr begleichen. Damit dürfte Evergrande endgültig pleite sein. Die chinesische Regierung signalisierte jedoch bereits, dem insolventen Konzern nicht unter die Arme greifen zu wollen.

Im Rating runtergestuft

Bereits Mitte der letzten Woche wurde an der Börse in Hongkong der Handel mit den Aktien des kleineren Konkurrenten Kaisa ausgesetzt. Nun konnte auch der Immobilienentwickler Evergrande erstmals seine Schulden bei Offshore-Gläubigern nicht begleichen.

Beide Konzerne wurden bereits von der Ratingagentur Fitch auf „restriced default“ eingestuft. Das bedeutet „eingeschränkter Zahlungsausfall“. Das ist die letzte Stufe vor der Einordnung „D-default (Zahlungsausfall).

Nachfrist ist verstrichen

Schon am 6. Dezember endete die Nachfrist zur Zahlung von Zinszahlungen in Höhe von 82,5 Millionen US-Dollar für Evergrande. Nachdem sich der Immobilienkonzern offiziell nicht dazu geäußert hatte, ob die Zinszahlungen fristgerecht erfolgt sind, wurde bereits über die Zahlungsunfähigkeit des chinesischen Immobilien-Riesen gemunkelt.

Nachfragen der Ratingagentur ergaben nun, dass die Nachfrist verstrichen ist, ohne dass sich Evergrande gemeldet habe. Umgerechnet hat Evergrande Schulden in Höhe von 260 Milliarden Euro.

Auch der kleinere Rivale am chinesischen Immobilienmarkt Kaisa ist in Zahlungsverzug geraten und steckt tief in der Krise. Der Konzern hat inzwischen eine Umschuldung eingeleitet und hofft damit die Voraussetzungen für Verhandlungen über Kreditstundungen und eine Refinanzierung geschaffen zu haben.

Evergrande plant hingegen offenbar eine große Umstrukturierung, die eine Pleite noch abwenden soll.

Keine Hilfen durch den chinesischen Staat

Angesichts der kritischen Lage für den Evergrande Immobilienkonzern hat die chinesische Zentralbank bereits die Hoffnungen auf Hilfen vom Staat kräftig gedämpft. In einer Mitteilung ließ Zentralbankenchef Yi Gang durchblicken, dass die chinesische Regierung dem Immobilienriesen nicht zu Hilfe kommen wolle.

Internationale Finanzkrise möglich?

Im Vergleich zur Finanzkrise 2007/2008 handelt es sich sowohl bei Kaisa, als auch bei Evergrande um halbwegs überschaubare Summen. Die Reaktionen an den weltweiten Börsen fallen deshalb zumindest im Moment noch relativ moderat aus. Dennoch können auch Experten die Auswirkungen der chinesischen Immobilienkrise derzeit noch nicht vollständig einschätzen.

Die chinesische Wirtschaft ist indes bereits stark betroffen. Immerhin erwirtschaftet der chinesische Immobilienmarkt rund ein Viertel des chinesischen Bruttoinlandsprodukts, sodass die Wirtschaftsprognosen für die Volksrepublik bereits nach unten korrigiert wurden.

Ob sich die Krise auch auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken wird, bleibt daher abzuwarten.



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