Der Autozulieferer LEONI im Visier des Bundeskartellamts

Der Autozulieferer LEONI im Visier des Bundeskartellamts

Der Nürnberger Autozulieferer LEONI kämpft nach wie vor gegen seine Schulden. An der Börse wurde das Unternehmen inzwischen nur noch mit 390 Millionen Euro bewertet. Bereits seit Juni 2021 wird LEONI auch nicht mehr im S-DAX, in dem Unternehmen wie etwa Fielmann, Hochtief, die Hornbach Holding oder aber die Aareal Bank und die Norma Group vertreten sind, gelistet.

 

Die LEONI Aktie ist wegen der Schuldenkrise also schon länger unter Druck. Am heutigen Mittwoch brach der Kurs gleich im zweistelligen Bereich ein, denn wie das Unternehmen bestätigte, durchsuchte das Bundeskartellamt im Rahmen von Ermittlungen wegen unerlaubter Preisabsprachen auch Standorte des Nürnberger Autozulieferers.

 

Durchsuchung durch das Bundeskartellamt bestätigt

 

Am 18. Januar 2022 durchsuchte das Bundeskartellamt mehrere Unternehmensstandorte von Herstellerfirmen von Kabeln und Leitungen aufgrund des Verdachts unerlaubter Preisabsprachen. Darunter waren offenbar auch Standorte des Autozulieferers LEONI.

 

Zwar gab der Sprecher des Bundeskartellamtes keine Namen der durchsuchten Unternehmen bekannt, doch LEONI hatte bereits kurz zuvor die Durchsuchung durch das Kartellamt bestätigt und dabei eine Kooperation mit den Behörden zugesichert.

 

Chance oder Bedrohung?

 

Ob an dem Verdacht etwas dran ist, wird sich erst im Laufe der Ermittlungen zeigen. Dennoch brach der Kurs der LEONI Aktie nach dem Bekanntwerden der Aktion in zweistelliger Höhe ein.

 

Ebenfalls abzuwarten bleiben die möglichen Folgen der Durchsuchungen für die LEONI-Gruppe. Während die einen darin eine ernstzunehmende Bedrohung für den verschuldeten Autozulieferer sehen, sehen andere in dem tiefen Aktienkurs eine Chance für den Hauptaktionär des Unternehmens, die Industrieholding Pierer, seine Beteiligung an der LEONI-Gruppe zu erhöhen.

 

Ungeachtet des Verdachts der Preisabsprache ist die Finanzlage des Unternehmens angespannt. Zwar konnte LEONI das negative Konzernergebnis aus 2020 im Laufe des letzten Jahres erheblich verringern, doch mit rund 8 Millionen Euro Minus ist es immer noch im negativen Bereich, sodass es für den Kabelhersteller nach wie vor schwer ist gegen seinen Schuldenberg anzukämpfen.

 

Hinzu kommen Verhandlungen über Kreditfinanzierungen, die noch im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden müssen. Einige Analysten halten es daher für möglich, dass sich die laufenden Ermittlungen des Bundeskartellamtes insgesamt negativ auf die Finanzlage von LEONI auswirken könnten.

 

Eine weitere Gefahr für den Konzern sehen manche Analysten wie etwa Marc-René Tonn von Warburg Research in möglichen Kartellstrafen und den potentiellen Ansprüchen von Kunden, die auf LEONI zukommen könnten. Kartellstrafen können theoretisch bis zu 10 Prozent des Umsatzes ausmachen.

 

Dennoch darf im Moment bei allen Spekulationen nicht vergessen werden, dass die Behörde lediglich aufgrund eines Verdachts tätig wurde. Eine Schuld ist damit also noch keinesfalls bewiesen.

 



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