Steht die deutsche Wirtschaft vor einer Rezession?

Steht die deutsche Wirtschaft vor einer Rezession?

Bislang gingen Regierung und Ökonomen von einem Wachstum der deutschen Wirtschaft in 2022 von rund 4 Prozent aus. Doch die Omikron-Welle im eigenen Land und mögliche weitere Handelsbeschränkungen durch die chinesische Regierung könnten die Prognosen zunichtemachen.

Immer mehr Experten gehen daher davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr in eine technische Rezession geraten könnte.

Hohe Zahl der Neuinfektionen könnte die Wirtschaft zusätzlich belasten

Die Omikron-Welle nimmt auch in Deutschland Fahrt auf. Trifft der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorhergesagte Anstieg der Neuinfektionen von mehreren Hunderttausend täglich bis Mitte Februar tatsächlich zu, könnte dies die deutsche Wirtschaft so sehr belasten, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2022 noch unter der des Vorjahreszeitraums liegt.

Erste Schätzungen des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus, dass die Wirtschaft bereits im vierten Quartal 2021 bis zu 1 Prozent geschrumpft sein dürfte. Die genauen Zahlen werden erst zum Ende dieser Woche erwartet.

Ökonomen haben ermittelt, dass bereits im Schlussquartal 2021 die Wirtschaftsproduktion rund 10 Prozent unter dem anhand der Auftragslage zu erwartenden Niveau lag. Grund dafür dürften die enormen Lieferengpässe und auch der Fachkräftemangel gewesen sein.

Setzt sich der Trend, ausgelöst durch den rasanten Anstieg der Neuinfektionen mit dem Omikron-Virus, im ersten Quartal fort, dürfte die deutsche Wirtschaft damit in eine technische Rezession geraten. Die zu erwartenden vielen Arbeitsausfälle dürften nach Ansicht der Experten eine neue Belastung für die Wirtschaft werden, die eine Rezession wahrscheinlicher macht.

Auch China könnte die Rezessionsgefahr verstärken

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht indes die Zahl der möglichen Neuinfektionen im eigenen Land nicht als den entscheidenden Faktor für eine erneute Belastung der Wirtschaft an. Für ihn sind die möglichen Corona-Beschränkungen für die Wirtschaft stattdessen weitaus entscheidender.

Dabei sieht er die Null-Corona-Politik der chinesischen Regierung als einen der Hauptbelastungsfaktoren, von denen insbesondere die deutsche Wirtschaft als größten europäischen Handelspartner Chinas schon jetzt betroffen ist.

Sollte die Omikron-Variante auch in China zu großflächigen Ausbrüchen führen, könnte dies auch nach Ansicht des Weltkonjunkturexperten am IfW, Klaus-Jürgen Gern, den Welthandel völlig durcheinanderbringen.

Schon jetzt kämpfen viele deutsche Unternehmen wie etwa Volkswagen, BMW oder Audi mit Produktionsstopps und Lieferengpässen. Betroffen ist keineswegs nur die Autoindustrie, sondern nahezu jede Branche leidet schon jetzt unter Lieferschwierigkeiten und Materialmangel.

Ob die Befürchtungen rund um die Omikron-Variante Realität werden oder nicht, bleibt abzuwarten. Dennoch halten die Ökonomen ein mögliches Wirtschaftswachstum von mehr als 4 Prozent einstimmig für unwahrscheinlich und das nicht zuletzt, weil das Bruttoinlandprodukt seit Beginn der Corona-Pandemie die bisherigen Erwartungen nicht erfüllen konnte.



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